Pinel ehrt die Opfer der „Euthanasie“-Morde im Nationalsozialismus

Pinel ehrt die Opfer der „Euthanasie“- Morde im Nationalsozialismus

Am Freitag den 3.September 2021 fand am Gedenkort T4 die jährlich stattfindende Ehrung der Opfer der „Euthanasie“-Morde im Nationalsozialismus statt. Wie in den Jahren zuvor ehrte auch dieses Jahr eine Abordnung der Pinel gGmbH die Opfer mit der Niederlegung eines Kranzes.

Das „Euthanasie“-Programm der Nationalsozialisten begann am 1.September 1939 mit einem Erlass zur Erfassung sämtlicher psychiatrischer Anstalten. Die systematische Ermordung von Menschen mit Behinderung wurde in der Zentraldienststelle in der Tiergartenstraße 4 geplant und gesteuert. Nach 1945 wurde die NS-„Euthanasie“ auch als  Aktion T4 bezeichnet.  Diese steht für die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland von 1940 bis 1941

Seit 2014 befindet sich an dem historischen Ort der Tiergartenstraße 4 ein Gedenk- und Informationsort.

Die diesjährige Gedenkveranstaltung fand aufgrund der Corona-Pandemie direkt vor der Gedenkstätte im Freien statt. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Herrn Dr. Ulrich Baumann, den stellvertretenden Direktor der Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“.

Nach einer musikalischen Eingabe durch das Orchester „Utopia“ sprach Frau Irit Kulzk, die Vorstandsvorsitzende des Förderkreis Gedenkort T4 e.V. In ihrer Ansprache baute Frau Kulzk eine Brücke zur Gegenwart und mahnte vor jeglicher Ausgrenzung von Menschen, verbunden mit dem Apell wachsam zu bleiben und Zivilcourage zu zeigen.

Besonders ergreifend war der Auszug aus dem Theaterstück „Novemberkinder“. Es ging um eine junge Frau, die nicht in die gesellschaftliche Norm Nazideutschlands passte und in eine Anstalt eingewiesen wurde. Die Darbietung war sehr berührend und fand mit nur einer Schauspielerin statt, eingerahmt von Tonaufnahmen.

Im Anschluss an ein weiteres Musikstück des Orchesters „Utopia“ fand dann die Kranzniederlegung an der blauen Glaswand der Gedenkstätte statt.

Zum Thema „T4“ zeigt die Pinel gGmbH ein großes Engagement, vor allem durch die Ausstellung „Töten aus Überzeugung“, die den tausendfachen Mord an Menschen mit Behinderung beinhaltet und schon an vielen Orten Deutschlands und Europa präsentiert wurde.

Die diesjährige Gedenkveranstaltung bot auch die Gelegenheit des Wiedersehens mit vielen Mitstreitenden, wie dem Ehepaar Schenk (Spendenberatung /Gedenkort T4), Frau Irit Kulzk, Herrn Matthias Rosemann und dem jüdischen Kunstatelier „Omanut“, vertreten durch Jörg Kaminski. Mit „Omanut“ unterhält die Pinel gGmbH eine langjährige Kooperation.

von links: Jörg Kaminski (Omanut), Lucyna Brendle (Pinel), Michael Gollnow (Pinel), Anke Heinze (Geschäftsführung Pinel), Jeanette Pultermann (Pinel)

Als Träger der bezirklichen sozialpsychiatrischen Versorgung knüpft die Pinel gGmbH nicht nur unmittelbar an die humanitäre Haltung ihres Namensgebers Philippe Pinel an, sondern sie leistet auch ein gesellschaftliches Engagement. Dieses gilt vor allem auch der Aufarbeitung des tausendfachen Mordes an Menschen mit einer seelischen Erkrankung durch den Nationalsozialismus.

Angesichts eines der düstersten Kapitel der Menschheitsgeschichte steht die Pinel gGmbH in einer besonderen Verpflichtung. Denn das Unternehmen richtet seine Betreuungsleistung an Menschen, die noch vor wenigen Jahrzehnten Opfer der sogenannten „Euthanasie“ geworden wären.

10.09.2021